Herausforderungen an den öffentlichen Dienst
(1) Die technologische Entwicklung, die den Einsatz modernster IT-Technik und die Einführung von eGovernment auf unterschiedlichen Verwaltungsebenen ermöglicht, führt zugleich zu einer erheblichen Beschleunigungsdynamik. Die Anforderungen an die IT-Kompetenz der Beschäftigten steigen.
(2) Beim Übergang zur Wissensgesellschaft mit einer weiter zunehmenden Informationsflut und Verkürzung der „Verfallszeit“ aktuellen Wissens ist die Fähigkeit, sich (vorhandenes und neues) Wissen permanent aktiv erschließen und produktiv anwenden zu können, bereits heute eine der wichtigsten Kompetenzen, die von Beschäftigten des öffentlichen Dienstes erwartet wird.
(3) Die fortgesetzte Verwaltungsmodernisierung mit konkreten Änderungen von Staatsaufgaben, Staatsverständnis und Verwaltungsstrukturen wird sich auf Personalstruktur und Anforderungen an das Verwaltungshandeln auswirken. Neben das hoheitliche Handeln treten zunehmend komplexe Formen des Interessenausgleichs und des kooperativen Handelns zwischen Staat und Unternehmen, Institutionen und anderen Partnern, Staat und Bürgern (= Governance).
(4) Die Globalisierung und der Wettbewerb weltweit operierender Unternehmen lassen einen zunehmenden Wettbewerbsdruck zwischen Ländern und Regionen entstehen und zwingen zu einer veränderten Verwaltungskultur, die auf Dienstleistung und Entbürokratisierung setzt. Eine effiziente, dienstleistungsorientierte Verwaltung wird infolgedessen selbst zum Wettbewerbsfaktor von Ländern und Regionen.
(5) Die voranschreitende Europäische Integration, die zunehmende Durchdringung mit europäischen Rechtsvorschriften, die Einflussnahme von Ländern und Regionen auf europäischer Ebene und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit erfordern zunehmend Europa-rechtliche, -politische und interkulturelle Kompetenzen in Politik und Verwaltung.
(6) Aktuelle Entwicklungen führen letztendlich zu einer Auflösung der klaren Grenzziehung zwischen beruflicher Erstausbildung, Hochschulausbildung und dienstlicher Fort- und Weiterbildung. Vor dem Hintergrund des Erhalts der lebenslangen Employabilität (Sicherung der Beschäftigungsfähigkeit) der Beschäftigten führt dies zu einem faktischen Bedeutungszuwachs für die dienstliche Fortbildung im Sinne lebensbegleitenden Lernens. Will der öffentliche Dienst konkurrenzfähig bleiben, muss sich dienstliche Fortbildung dieser Entwicklung anpassen.
(7) Eine besondere Herausforderung stellt auch die demografische Entwicklung mit Auswirkungen auf die Personalgewinnung durch verstärkte Konkurrenzsituationen auf dem Arbeitsmarkt bei den qualifizierten Berufseinsteigern sowie auf den Personalbestand durch zunehmende Alterung der Beschäftigten dar. Eine weitere, noch nicht ausreichend bedachte Wirkung ergibt sich auch aus den von der öffentlichen Verwaltung künftig zu erbringenden Dienstleistungen und den damit ggf. verbundenen (veränderten) Personalbedarfen.
Gleiches gilt für die anhaltende Migration mit veränderten fachlichen Anforderungen an die öffentliche Verwaltung, erhöhten Anforderungen an die sprachliche und kulturelle Kompetenz der Beschäftigten und ggf. anderen bzw. zusätzlichen Dienstleistungen.
(8) Auf Mobilitäts- und Flexibilitätswünsche der Berufseinsteigerinnen und -einsteiger, vor allem der Hochschulabsolventinnen und -absolventen, mit entsprechenden Erwartungen und Anforderungen an künftige Strukturen und Aufgabeninhalte der öffentlichen Verwaltung gilt es angemessen reagieren zu können.
(9) Neben diesen eher exogen bedingten Entwicklungen beeinflusst die Einführung des Gender Mainstreaming die Konzeption der Fortbildung im öffentlichen Dienst grundlegend. Organisation und inhaltliche Gestaltung der Fortbildung für die vielen unterschiedlichen Zielgruppen wird zukünftig maßgeblich von der Einbeziehung von Gender-Aspekten geprägt. Es gilt, die Fortbildung formal und konzeptionell gleichstellungsorientiert zu gewährleisten.
Über diesen Ansatz hinausgehend werden in den öffentlichen Verwaltungen zunehmend Ansätze des Diversity Managements (Stärkung der Vielfalt) diskutiert und eingeführt. Die Stärkung der Vielfalt wird durch die Ausgestaltung der Fortbildung und durch entsprechende Fortbildungsangebote unterstützt.