Planspiel „Destination Europe“ am 10. Mai 2019 in Waltrop
Seit dem Jahr 2015, als rund 1,3 Millionen Menschen einen Asylantrag in der EU stellten, beherrschen Fragen der Flucht- und Asylpolitik die öffentliche und politische Debatte. Zwar ging die Zahl seitdem Jahr für Jahr zurück, aber bis heute konnten sich die entscheidenden Akteure nicht auf gemeinsame Regelungen einigen, die der neuen Situation Rechnung tragen.
Warum die europäische Zusammenarbeit trotz schwieriger Lösungsfindungen wichtig ist, erfuhren 26 Schülerinnen und Schüler der Städtischen Realschule Waltrop. Beim Planspiel „Destination Europe“ am 10. Mai haben sie die Rollen der Politikerinnen und Politiker in Kommission, Parlament und Rat der EU im Gesetzgebungsverfahren übernommen. Die Frage nach Familien-Nachzug, Verteilung und Registrierung Geflüchteter sollte mit einem verbindlichen Gesetz im Planspiel eine Antwort erhalten. In intensiven Debatten forderte die Schülerinnen und Schüler die Aufgabe sehr, sich auf konkrete Formulierungen für die Artikel des Gesetzes zu einigen. In der EU sind Meinungen und Positionen von 28 verschiedenen Mitgliedsstaaten vertreten – in vielen Fragen ist es eine große Herausforderung, diese unter einen Hut zu bringen.
Nach wenigen Stunden konnten sich die Schülerinnern und Schüler der Realschule Waltrop in Parlament und Rat dennoch auf vier Artikel einer Gesetzesfassung einigen. Nur bei der Frage der Registrierung Geflüchteter klafften die Vorstellungen von Rat und Parlament zu weit auseinander – bis zum Ende des Planspiels waren die Fronten verhärtet. Dass es letztlich nur an einem Passus scheiterte, sollte die Schülerinnern und Schüler nicht entmutigen: In der EU werden Gesetze jahrelang vorbereitet. In wenigen Stunden weitestgehenden Konsens zu erreichen, war harte Arbeit, aber mit Sicherheit keine Selbstverständlichkeit. Angesichts dessen war es für viele Teilnehmende im Planspiel überraschend, wie es Politikerinnen und Politiker immer wieder schaffen, in kritischen Fragen eine Einigung zu erzielen.