Planspiel „Destination Europe“ am 27. und 28. Juni 2019 in Oelde
Am 27. und 28.6. 2019 konnten knapp 80 Schülerinnen und Schüler des Thomas-Morus-Gymnasiums in Oelde hautnah erleben, wie Neuregelungen in der Flüchtlings- und Migrationspolitik der EU auf den Weg gebracht werden.
Nach einer Einführung, in der die Jugendlichen sich mit Flucht und Fluchtursachen und den Aufgaben und Funktionen der im Planspiel vorkommenden EU-Institutionen beschäftigten, begann das Politikerlebnis Planspiel für den auf zwei Gruppen aufgeteilten 10. Jahrgang. Während Rat der EU und Parlament sich konstituierten, ihre jeweiligen Vorsitzenden wählten und erste Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Positionen feststellten, entwickelten die Schülerinnen und Schüler in den Rollen der Kommission einen Verordnungsvorschlag für neue Regeln der europäischen Migrationspolitik. Auch in den Pressegruppen begannen die Überlegungen und Vorbereitungen der Berichterstattung über die Verhandlungen.
Während es am ersten Tag noch darum ging, die grundsätzlichen Positionen abzustecken, wurde am zweiten Tag sehr detailreich, kontrovers und teilweise leidenschaftlich diskutiert: Von wem darf wer zu welchem Zweck Fingerabdrücke erheben? Ist eine Flüchtlingsquote tatsächlich in allen Ländern durchsetzbar oder sollte man sich gleich auf die Verteilung von Kosten beschränken? Welche Aufgabe und vor allem Funktion soll Frontex in Zukunft haben: Unterstützung der mitgliedstaatlichen Außengrenzensicherung nur auf Antrag des jeweiligen Mitgliedsstaates oder Ausbau zu einer eigenständigen Grenzschutzpolizei?
In beiden Gruppen gab es viele Änderungsanträge zum ursprünglichen Kommissionsvorschlag, die zwar intensiv diskutiert wurden, von denen sich aufgrund fehlender Mehrheiten aber nicht alle durchsetzen ließen. Die engagierten Pressegruppen begleiteten den Verhandlungsprozess: messerscharfe Schlagzeilen und faktenreiche Hintergrundtexte sowie aufschlussreiche Talk-Shows und kritische und entlarvende Interviews lieferten gute Einblicke in Arbeitsklima und Inhalte der Debatten.
Dank guter Argumente und ausreichender Kompromissbereitschaft konnten am Ende in beiden Gruppen Einigungen erzielt werden, so dass in diesem Planspiel gelungen ist, was in der Realität noch auf sich warten lässt: Der Verordnungsvorschlag der Kommission zu einer Neuregelung der Migrations- und Flüchtlingspolitik konnte feierlich verabschiedet werden.
In der abschließenden Feedback-Runde ging es neben Realitätscheck und ‚Stand der Dinge‘ in der europäischen Flüchtlingspolitik vor allem darum, was die Schülerinnen und Schüler aus diesem arbeitsintensiven Seminar mitnehmen, die überwiegende Meinung in beiden Gruppen dabei war: Wir haben viel über die Schwierigkeiten und Herausforderungen bei der europäischen Gesetzgebung – insbesondere bei einem so kontroversen Thema wie der Flüchtlingspolitik – gelernt und hatten dabei auch noch eine Menge Spaß!
Das Planspielseminar wurde vom CIVIC Institut durchgeführt und unterstützt von der Konrad-Adenauer-Stiftung, Regionalbüro Westfalen.